Samstag, 25. September 2010

Die erste Woche

こんにちわ, oder auch Konnichi wa =)

Ich bin nun schon eine Woche hier in Japan und da dachte ich mir, dass es an der Zeit ist, mich mal zu melden.

Die letzte Woche war recht ereignisreich. Angefangen hat es schon am Flughafen. Einige wussten schon davon, aber längst nicht alle. Mein Visum ist nämlich vor meiner Ausreise in Deutschland nicht angekommen. Ich bin also ohne Visum nach Japan geflogen und am Flughafen in Nagoya gab es dementsprechend einige Probleme bei dem Immigration Office. Wenn man schon 17 Stunden lang unterwegs gewesen ist und dann auch noch auf Japaner trifft, die dein Englisch nicht verstehen und sich fragen, warum man kein Visum hat, dann ist es nachvollziehbar, das mein Gemütszustand nicht gerade sehr gut war. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir es dann aber geklärt und bin nun erst einmal mit einem Touristen-Visum für 90 Tage hier. Da ich ja aber mein Visumsantrag schon gestellt hatte, wird das kein Problem sein und ich kann beruhigt für ein Jahr hier bleiben =)

Am Flughafen wurde ich von meiner Betreuerin Marlene abgeholt. Nach einer langen Bahnfahrt kamen wir dann auch endlich in der Wohnung an. Sie ist recht groß, da ich hier nur mit einer Mitbewohnerin wohne und wir dadurch ein Zimmer als Wohnzimmer benutzen können. Natürlich ist sie recht japanisch eingerichtet und es ist auch alles hier vorhanden, was man braucht.

Ich hatte etwas Zeit, um in Ruhe meine Sachen auszupacken und mich frisch zu machen, und dann habe ich mit Antonia (meiner Mitbewohnerin) die Gegend mit dem Fahrrad etwas erkundet. Ginan ist nach deutschen Verhältnissen wie ein Stadtteil. Hier gibt es einiges an Geschäften, wo wir eigentlich alles für die Wohnung, Küche und Bad bekommen können.

Am Abend habe ich schon die ersten Leute meiner zukünftigen Gemeinde kennengelernt – beim „Teenkreis“. Das erste Mal so richtig unter Japanern und ich muss sagen: Es war total anstrengend. Damit sind nicht die Japaner gemeint, sondern die Sprache. Ich habe mich total überfordert gefühlt und kein Wort verstanden. Zudem war ich ja grad erst angekommen und somit war die Sache für mich nicht leichter. Da haben meine zwei Jahre Japanischunterricht in der Schule auch nicht viel geholfen.

Am Sonntag war das nicht anders. Nach dem Gottesdienst gab es so eine Art Café, wofür Antonia und ich Waffeln gebacken haben. Einige Leute haben versucht gebrochenes Deutsch oder Englisch mit mir zu reden, doch selbst das viel mir irgendwie schwer.

Am Montag hat Marlene mit uns einen Ausflug ans Japanische Meer gemacht. Neben uns dreien waren noch Nico (der dritte FSJler und Sprachlehrer von uns), Eichi (Nicos Mitbewohner) und Claudia und Christian (ein junges Kurzzeitler-Missionarsehepaar) dabei. Wir sind Richtung Norden gefahren und dann eine ganze Zeit an der Küste entlang. Einen Stop haben wir bei Tôjinbô gemacht, ein Ort, wo es die gefährlichsten Klippen gibt. Diese sind bekannt dafür, dass sich viele Japaner dort hinunterwerfen. Doch auch unbeabsichtigt sterben Leute dort, denn wenn man dort hinunter fällt, dann gibt’s keine Rettung mehr. Und was haben wir gemacht? Wir sind fröhlich auf den Klippen herum geklettert =) Es ist aber keinem was passiert, obwohl dort eine ganze Menge Leute unterwegs waren. Solche Klippen habe ich bisher noch nicht gesehen und man kann sagen, dass ich im Küstenbereich schon viel unterwegs war und einiges gesehen habe.

Die restlichen Tage waren wir auch gut beschäftigt. Wir haben unter anderem unseren „Alien Pass“ beantragt, haben ein paar Gemeinden besucht, wo wir unterrichten werden, damit wir wissen, wo wir hin müssen, waren beim Friseur (ich hab nichts machen lassen – noch nichts) und haben noch weiter die Gegend erkundet.

Es gibt viele Eindrücke, die ich verarbeiten muss und ich merke, dass es mir schwerer fällt, als ich zuvor angenommen hatte. Gerade das mit der Sprache macht mir zu schaffen, da ich dachte, dass ich wenigstens ein bisschen verstehen würde. Aber alles was ich höre, sind einzelne Wörter, die ich wiedererkenne, aber nicht zuordnen kann. Für mich ist das doch etwas demotivierend. Antonia hat schon ein Jahr Japanisch an der Uni studiert und ihr geht es sichtlich besser damit, was für mich die ganze Sache nicht leichter macht. Ich habe mir allerdings schon Tipps geben lassen, wie man sich am besten an die Sprache herantastet und was man tun kann, damit man nach einem Jahr sagen kann, dass man Japanisch ganz gut verstehen und auch einigermaßen sprechen kann. Da steckt aber natürlich auch Arbeit dahinter.

Neben der Sprache geht es mir aber ganz gut. Japan ist in manchen Dingen nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber manche Sachen treffen auch 100%ig zu! Etwas eingewöhnt hab ich mich schon, aber es wird trotzdem noch ein wochenlanger Prozess sein. Doch ich bin zuversichtlich, dass ich mich in dem kommenden Jahr in Japan wohlfühlen werde, auch wenn die Kultur eine so andere ist.

Wie ihr sicherlich schon bemerkt habt, hatte ich noch keine Klassen/Unterricht. Bisher sind wir nur ein paar Strecken abgefahren, weil wir die in Zukunft ja alleine fahren sollen. Meine erste Klasse, bzw. meine ersten 5 Klassen werde ich am Mittwoch haben. Dienstags habe ich generell immer frei und kann die Zeit nutzen, um den Unterricht vorzubereiten. Da ich letzten Mittwoch schon ein paar meiner Sprachschüler kennengelernt hab, habe ich inzwischen eine bessere Vorstellung von dem, was auf mich zukommt und ich muss sagen, dass ich mich drauf freue. Anfangs wird es sicherlich noch sehr anstrengend und mit viel Arbeitsaufwand verbunden sein, doch auch das wird sich nach ein paar Monaten legen.

Jetzt hab ich erst einmal wieder Wochenende =)