Eindrücke

Hier werde ich im Laufe des Jahres meine Eindrücke von Japan auflisten - u.a. Unterschiede in Kultur, Land und Leute, aber auch Sachen, die einfach typisch japanisch sind. Lasst euch überraschen ;-)

I thought you might like this:
http://vimeo.com/12112529

__________



  • Japan ist eine totale Schlafnation. Sie nutzen jede Gelegenheit zum Schlafen, sei es in der U-Bahn, Zügen… oder auch in der Gemeinde. Fällt wenig auf, wenn der Kopf fast im Schoß hängt oder sich die Stirn auf der Lehne des Stuhls vor einem „ausruht“.
  • In Japan wird die Wäsche generell mit kaltem Wasser gewaschen. Viele waschen auch das Geschirr mit kaltem Wasser ab. Dann brauch man sich auch nicht wundern, dass es in keinem Haushalt eine Geschirrspülmaschine gibt ;-)
  • Schon mehrmals habe ich erleben dürfen, wie sicher Japan eigentlich ist. Sachen, die man irgendwo vergessen und liegen gelassen hat, werden einem geradezu hinterhergetragen. So habe ich z.B. letztens eine Verkäuferin gesehen, die durch den ganzen Bahnhof gerannt ist, um einer Kundin ihre vergessene Handtasche zu bringen. Von Diebstählen habe ich bisher noch überhaupt nichts mitbekommen.
__________


Hier sind schon mal einige allgemeine Sachen, die mir bisher aufgefallen sind:

Wohnen, Verkehr, Sonstiges:
  • In Japan scheint alles kleiner zu sein. Man kann sagen, es ist das Gegenteil von Amerika. In Amerika ist alles weit und groß, in Japan ist alles recht eng und klein. Wie mir scheint, sind die Japaner gut im Einsparen. Die Häuser sind generell kleiner, aber auch die Autos und Straßen. Manche europäischen oder amerikanischen Autos hätten hier sicherlich Schwierigkeiten, durch einige Straßen zu fahren. Von den Autos hier bin ich ganz begeistert gewesen, weil sie einfach total niedlich sind – ja, das kann man so sagen.
  • Leider sind die Japanischen Autos nicht so sicher. Hier wird eher auf Kompaktheit als auf Sicherheit geachtet. Bei den vorgeschrieben Geschwindigkeiten von 40 km/h innerorts und 80 km/h auf der Autobahn ist das wohl in Ordnung. Falls dann aber doch mal ein Unfall passiert, ist es eigentlich vorbei.
  • Trotz der niedrigen Geschwindigkeiten, gibt es auch einige Raser. Da mach ich mir bei so engen Straßen manchmal echt Sorgen, aber die müssten ja daran gewöhnt sein. Und was das Ampelsystem angeht… das habe ich noch nicht ganz durchschaut. Hier scheint „gerade rot geworden“ wohl gleichbedeutend mit „gelb“, bzw. „gelb-rot“ zu sein. 
  • In Deutschland muss man mit dem Auto einen Mindestabstand von 1,5 m zu einem parkenden Auto oder Fahrradfahrer einnehmen. In Japan scheint der Wert bei 3m+ zu liegen. Scheint mir manchmal so zu sein, als ob sie mehr Angst vor Fahrradfahrern hätten als vor entgegenkommenden Autos.
  • In einem Auto habe ich schon mal einen Bildschirm gesehen. Gibt es in deutschen Autos auch, aber die sind hinten. Der Bildschirm war vorne beim Fahrer angebracht. Dort kann man dann TV oder Filme gucken. Hab mir sagen lassen, dass das eigentlich gar nicht erlaubt ist.
  • Man braucht sich hier über „sprechende“ Autos nicht zu wundern. Das ist normal. Hier fahren Autos herum, die ständig Musik und irgendwelche Ansagen auf Japanisch machen. Ist besonders schön, wenn sie in der Früh am Haus vorbei fahren, wenn man noch schläft. Ist bei uns zum Glück noch nicht zu oft vorgekommen.
  • Als ich mit dem Fahrrad unterwegs war, ist mir immer ein bestimmter Geruch in die Nase gekommen. Das lag am Reis. Als ich hier ankam, war gerade die Zeit der Ernte, sprich, der Reis war so gut wie fertig. War interessant, diesen Reisgeruch überall in der Luft zu riechen.
  • Ich wusste vorher schon, dass in Japan Schiebetüren traditionell sind. Die findet man heute aber immer noch fast überall vor. Nicht nur in Häusern, sondern auch in der Öffentlichkeit.
  • Viele Sachen sind nicht nur kleiner, sondern auch niedriger. Anfangs habe ich manchmal noch den Türgriff verfehlt, weil ich ihn weiter oben erwartet hatte. Auch die Klos und die Bänke in den Zügen sind niedriger, so dass ich mich da ab und zu gerade zu hineingeworfen habe. Bin schon oft tief gefallen =)
  • Die Mülltrennung ist hier auch sehr Interessant, vor allem weil sie von Gegend zu Gegend unterschiedlich ist. Bei uns haben wir eigentlich zwei Haupttrennungen: Plastikmüll und brennbarer Müll. Plastikmüll versteht sich von selber. Brennbarer Müll ist eigentlich der Rest: Rest-/Biomüll und Papier. Pappe, Dosen, Flaschen, etc. wird aber auch nochmal extra gesammelt.
  • Wenn ich manchmal durch die Gegend gehe, dann vermisse ich die Mülleimer. Japaner leben nach der Regel „Der Müll wird mit nach Hause genommen!“ Ich denke schon oft, wie praktisch öffentliche Mülleimer eigentlich sind.
  • Es gibt hier unglaublich wenig Ausländer. In meinen ersten zwei Wochen habe ich in der ganzen Zeit (und ich war viel unterwegs gewesen) nur 4 Ausländer gesehen. In letzter Zeit ist es allerdings mehr geworden. Da sind sie fast zu Haufen gekommen. Aber es bleibt immer noch eine Seltenheit und für Japaner ist es auch eher ungewohnt, einen Ausländer zu sehen.
  • Japan liegt auf der Höhe von Marokko, ist also um einiges näher am Äquator als Deutschland. Deswegen geht hier die Sonne auch sehr früh unter. Anfangs war es schon gegen 18 Uhr dunkel, inzwischen teilweise schon gegen 17 Uhr. Die Sonne geht nicht nur früh unter, sondern auch schnell. Innerhalb kurzer Zeit ist die Sonne weg. Eine Dämmerung haben wir hier also eigentlich nicht: Keinen Sonnenaufgang und keinen Sonnenuntergang…
  • Japaner werden sehr alt. Viele Leute sagen, dass es an dem grünen Tee liegt, der hier echt in Unmengen und in verschiedensten Arten getrunken (und auch gegessen) wird. Das erklärt vielleicht auch, dass ich teilweise recht alte Leute in meinen Klassen habe, die aber trotzdem noch ziemlich fit sind.
  • Sonntag in Japan. Man merkt eigentlich gar nicht, dass Sonntag ist: Die Geschäfte haben alle auf – von Supermärkten bis Frisörsalons über Autohäuser. Es wird ganz normal gearbeitet. Ich nehme aber wohl an, dass die Büroleute wenigstens frei haben. Außerdem hab ich den Eindruck, dass sonntags viel mehr los ist – gerade in den Zügen.
  • Japaner zählen mit den Fingern runter. Eine offene Hand ist also Null, und wenn man den Daumen einknickt, dann ist das eine Eins. Wenn die Hand zu ist, dann wird sie wieder aufgemacht – das ist dann 6 – 10. Für 6 – 10 gibt es aber auch noch eine andere Art zu zählen.
  • Die Deutschlandflaggen-Farben scheinen recht beliebt zu sein. Ich habe schon oft die Kombination von Schwarz-Rot-Gold gesehen, sei es auf Kleidung, Schuhen, Taschen, Autos, Plakaten, etc.
  • In Japan befinden sich die Autoampeln konsequent auf der anderen Seite der Straße, also nicht kurz hinter der Haltelinie, sondern auf der gegenüberliegenden Seite.
  • Viele Japaner haben mehr als ein Handy. Wahrscheinlich ein privates und ein geschäftliches. Scheint so, als ob die Japaner nicht nur mit ihrer Arbeit verheiratet wären, sondern auch eine Affaire mit ihren Handys hätten.
  • Japanische Fußgängerampeln machen Geräusche. Das System habe ich noch nicht durchschaut, aber ich weíß, dass bei einer Kreuzung in Kanayama das Geräusch davon abhängt, in welche Richtung man die Straße überquert. Entweder klingt das Geräusch dann ungefähr so, oder so. Es gibt bestimmt noch mehr, aber diese beiden sind die einzigen, die ich bisher gehört oder wahrgenommen habe.
  • Wenn Japaner telefonieren, dann machen sie immer die Hand davor und versuchen so leise wie möglich zu reden. Oft verkriechen sie sich auch irgendwo in eine Ecke ;-)
  • Ich habe jetzt mal mitbekommen, warum Japaner so schiefe Beine haben. Vor ein paar Jahren war es ganz modern mit den Fußspitzen nach innen zu gehen, sprich x-beinig. Doch das war kein Sommertrend sondern ging über Jahre so.
  • Im Winter scheint hier die Sonne sehr viel. Man sieht des öfteren besonders ältere Frauen deswegen mit Sonnenschirm oder sonstigen Sonnenschutz-Sachen herumlaufen/-fahren.
  • Wenn ich zu Berners fahre, dann muss ich immer eine Strecke mit dem Bus fahren. Ich weiß, dass ich nicht jedes Mal den gleichen Busfahrer habe, deswegen scheinen das hier alle zu machen. Bei jeder Gelegenheit schalten die Busfahrer den Motor ab, sei es vor einer Ampel oder wenn der Verkehr sonst irgendwie nur ein bisschen stockt.
  • Wer hat gesagt, dass man nur mit Hunden gassi gehen kann? Japaner können das auch mit Katzen tun.
  • Wer hat gesagt, dass Männer nicht auch Strumpfhosen oder Leggins tragen dürfen? Im Winter laufen hier manche damit rum. Es ist vielleicht gewöhnungsbedürftig für uns, aber oft sieht es nicht schlecht aus - finde ich.
  • Manche Japaner sind dunkler als ich es erwartet habe.
  • Hier sind die Ampeln meistens längs und nicht aufrecht positioniert, wie in Deutschland.

    Klamotten, etc.:
    • Es ist wirklich so schräg, wie man es auch aus dem Fernsehen kennt. Trotzdem sind alle auf ihre Art und Weise sehr stylisch angezogen. Selbst ältere Leute – hauptsächlich Frauen – haben Stil. Kniestrümpfe sind hier ganz in. Nicht nur bei den Schuluniformen, sondern auch im Alltag. Gerade letztens habe ich eine Frau gesehen, die um die 50 rum sein muss und mit Kniestrümpfen herumgelaufen ist.
    • Der Japanische Trend sieht aber anders aus als in Deutschland: Tiefe Ausschnitte sind schon fast eine Normalität für uns, während kurze Röcke oder Shorts sehr aufreizend wirken. In Japan ist es genau andersrum. Hier kann man die Hosen und Röcke nie kurz genug tragen und keiner stört sich dran. Dafür trifft man äußerst selten tiefe Ausschnitte an, geschweige denn überhaupt einen Ausschnitt.
    • Hier ist kleidungsmäßig alles erlaubt, jede Art von Kombinationen. Und das Ganze ist saisonunabhängig. Bei 30° läuft ein Japaner gerne mal mit Stiefeln oder auch einer Woll- oder Skimütze herum. Viele hatten im Sommer auch langärmlige Sachen an, wo ich mich dann oft gefragt hab, ob ihnen nicht zu warm damit ist.
    • Ohne Make-up geht bei den Japanern gar nichts. Das Make-up hier soll sehr gut sein, dafür aber auch sehr teuer. Und trotzdem geben die Japaner gerne so viel Geld aus, wenn es ums Make-up geht – genauso wie für Klamotten. (Dafür sparen sie wohl an der Wohnungsausstattung/-einrichtung.)
    • Mir ist aufgefallen, dass fast jede Frau mit zwei Taschen herumläuft. Das eine sieht wie eine Handtasche aus und die andere ist so eine Art Tragetasche aus Stoff, aber mit einem festen Boden. Was genau dort drin transportiert wird, weiß ich allerdings noch nicht.
    • Zwar wird hier auch zwischen Mann und Frau unterschieden, doch es ist nicht selten, dass man mal einen Typen trifft, der genauso viel Schmuck, Accessoires, Pink, etc. trägt wie ein Mädchen. Bei manchen Sachen habe ich auch schon gedacht, dass die eigentlich aus der Frauenabteilung sein müssten. Trotzdem stört das keinen.
    • Ich weiß nicht, was für Schuhgrößen sich die Japaner kaufen, doch die müssen mindestens eine Nummer zu groß sein. Viele Japaner bekommen nämlich einfach ihre Füße nicht vom Boden hoch und schleifen herum. Bei Mädchen und Frauen mit Absätzen sieht das dann besonders elegant aus! Es sieht oft aus, als ob sie nicht auf hohen Schuhen laufen könnten.
    • In Japan hat fast jede Frau einen Pony. Oft verstecken sie sich dahinter.
      • Die folgenden Beobachtungen sind nicht meine eigenen, aber sie stimmen. In Kosmetikgeschäften kann man sich ein Pony zum Anstecken kaufen. Es gibt auch Kontaktlinsen, die die Augen größer machen. Es gibt noch viele andere Dinge, bei denen man sich irgendwann fragt, ob überhaupt noch etwas echt an den Japanern ist...
      • Selbst im Winter werden kurze Röcke getragen - und das meistens nicht mal mit Strumpfhose. Wer braucht schon Nieren?
      • Ich frage mich sehr oft, wie lange manche Typen wohl morgens im Bad brauchen, um sich die Haare zu stylen.
      • Die Japaner rasieren sich alle. Ein paar Ausnahmen bilden alte Männer. Wenn man also einen Mann mit Bart sieht, besonders Schnauzer oder so, dann kann man davon ausgehen, dass es ein Ausländer ist ;-)