Dienstag, 24. Mai 2011

Alles beim Alten?

Schon sind zwei Wochen vergangen, seitdem ich wieder in Japan anbekommen bin. Viel hat sich hier nicht verändert, außer dass das Wetter jetzt anders ist: Es ist definitiv wärmer als noch im März!

Nachdem ich die ersten Tage noch ziemlich mit dem Jetlag und der plötzlichen Hitze zu kämpfen hatte, gingen die Klassen gleich schon in der ersten Woche los. Das war schon okay, denn groß vorbereiten musste ich gar nicht. In den meisten Klassen habe ich einfach mit den Schülern über das Erdbeben geredet und wie sie die Zeit danach erlebt haben. Alle haben sich gefreut, dass ich wieder da bin, auch die Männer, die mich mit der Reaktion "Ich dachte du würdest nie wieder nach Japan zurück kommen" begrüßt haben. Danke?!

Es war aber sehr interessant zu hören, wie die Japaner alles erlebt haben. Es waren einige, die das Erdbeben auch nicht gespürt hatten - ich war also nicht die einzige =) Viele sind immer noch etwas geschockt und gerade die alten Leute fühlen sich hilflos, weil sie nichts machen können.
Eventuell werde ich mit den anderen und einem Team mal hoch in das Katastrophengebiet hochfahren und dort für ein paar Tage helfen. Es werden immer noch jede Woche Teams hochgeschickt, die von Montag bis Donnerstag/Freitag dort sind. Am Ende dieses Eintrages habe ich mal ein Bericht von einer der Missionarinnen eingefügt, die letzte Woche mit den Bibelschülern dort war und von ihren Eindrücken berichtet.

Ja, es ist wirklich alles beim Alten. Ich freue mich weiterhin wieder zurück zu sein, auch wenn jetzt schon langsam alles für die Rückreise geplant werden muss. Inzwischen steht mein Abflugdatum fest (10. August) und wir müssen die Wohnung bis dahin komplett ausgeräumt haben, weil sie aufgelöst wird, es werden schon fleißig Ausflüge und Reisen geplant und, und, und. Die letzten zwei Monate müssen schließlich irgendwie aufgeholt werden ;-)



Monika Bruttel, Nagoya, Japan 18. Mai 2011

Bericht von meinem Einsatz mit den Theologiestudenten im Krisengebiet (leicht gekürzt)

Danke für eure Gebete in der vergangenen Woche. Es hat alles sehr gut geklappt und Gott hat unseren Einsatz wunderbar vorbereitet und gesegnet. Für unsere Theologiestudenten war es eine ganz wertvolle Zeit und natürlich auch für mich:
Jeden Tag konnten die 15 Studenten sich für eine passende Aufgabe entscheiden:

Das erste Team machte sich auf den Weg, um Hilfsgüter zu verteilen.
Das ist nach wie vor dringend notwendig. Viele Menschen haben alles verloren und können jetzt alles gebrauchen. Wir standen täglich um 5 Uhr morgens auf und be-gannen den Tag mit dem Lob und Segen Gottes. Danach gab´s Frühstück und an-schließend bereitete jeder sein Mittagessen selbst: zwei oder drei gefüllte Reisballen, dem persönlichen Hunger entsprechend. Gegen 7.30h fuhren wir 1 ½ Stunden zu der Lagerhalle außerhalb von Sendai, um uns mit Hilfsgütern einzudecken. Dann ging die Fahrt weiter, meist nochmals 2-3 Stunden, um in die schlimmsten Krisengebiete zu gelangen: Ishinomaki, Matsushima und Kesennuma sind drei Orte, die fast völlig zerstört worden sind. Die Hilfsgüter wurden an Sammelplätzen ausgebreitet und dann strömten die Leute herbei und freuten sich über alles, was sie bekommen konnten. Das hat mich wirklich beschämt. Hier sind mir Menschen begegnet, die völlig anspruchslos sind und dankbar für alles sind, was sie bekommen können.

Das zweite Team – die Männer - fuhr zum Schlammputzen!
Nach wie vor gibt es viele Häuser, die vom überströmten Tsunamischlamm befreit werden müssen, um ein Weiterwohnen darin zu ermöglichen. Bevor irgendeine andere Reparatur im Haus gemacht werden kann, ist das auf jeden Fall die allererste Aufgabe. Die Betroffenen sind meist körperlich und seelisch (derzeit) nicht in der Lage diese Schmutzarbeit auszuführen. Meine Studenten haben so gut gearbeitet, dass sie von allen gelobt wurden. Ein gutes Zeugnis: Christen sind sich für keine Arbeit zu schade und ihre ehrliche und gewissenhafte Arbeit ist vorbildlich.

Das dritte Team fuhr zum Waffelbacken!
Drei Stunden Fahrt nahmen wir täglich auf uns, um in Kesennuma vor einer Baptistengemeinde Waffeln zu backen. Wir fuhren morgens früh an der Lagerhalle vorbei und packten unser Auto mit vielen Hilfsgütern voll. Manchmal haben wir auf dem Weg noch Sachen gekauft, wie Duschseife,
Toilettenpapier, Marmelade etc., um unseren Gästen damit eine Extrafreude zu machen. Die schrecklichen Bilder der verwüsteten Orte entlang der Küste - lassen sich nicht mehr wegdenken. Der Anblick der Verwüstung ist einfach nur schrecklich! Am Zielort angekommen, schnell alles aus-packen, die Hilfsgüter ausbreiten und Teig und Kaffee vorbereiten, denn die ersten Gäste warteten
schon.

Am späten Abend ging´s dann nach dem Aufräumen zurück in unser Quartier, einem Gemeindehaus in Sendai, wo wir uns selbst versorgten. Danach krochen wir todmüde in unsere Schlafsäcke und waren dankbar, dass wir den Notleidenden helfen konnten.

Die Gemeinde hat ihr Gebäude im Tsunami verloren und die Geschwister treffen sich derzeit in einem Haus von einem Gemeindeältesten. Im Nebenraum, einer Druckereihalle, soll die Gemeinde demnächst ein neues Zuhause bekommen. Dort fand auch unsere Waffelaktion statt.

Die Waffeln waren sehr beliebt und erzielten genau den Effekt, den wir erhofft hatten. Zunächst durfte sich jeder mit Hilfsgütern eindecken und dann konnte, wer wollte, noch bei einer Tasse Kaffee und leckeren Waffeln mit uns ins Gespräch kommen. Natürlich ist nicht jeder geblieben, aber ich war erstaunt, wie offen die Menschen waren und welche guten Gespräche wir führen konnten. Ein Teil des Teams war ständig mit dem Waffelbacken beschäftigt, die anderen setzten sich zu den Leuten. Es hat mich beschämt, zu er-fahren, wie die meisten in ihrer Not selbst zusehen müssen, wie sie zurechtkommen. Viele wohnen noch in provisorischen Unterkünften. Unter den Betroffenen aus Kesennuma sind auch viele Fischer. Mütter haben mir erzählt, dass sie alles verloren haben: ihre Häuser, Autos und allen Besitz. Ihre Männer sind teilweise auch noch arbeitslos geworden. Eine Frau berichtete, dass sie auch eines ihrer drei Kinder, das mittlere verloren hat: Sie hätten kürzlich ihr neues Haus gebaut - nun sind nur noch Schulden geblieben. Sie hat es besonders hart getroffen und fängt nun nach dem schweren Beben nicht bei null an, sondern noch mit einem dicken „Minus“. Da kann ich die unter uns verstehen, die sagen: Das Leben ist unfair! Was die Betroffenen durchmachen, ist unvorstellbar und sehr hart.

Am dritten Tag hat sich Herr Oika, ein Fischer, für ein Leben mit Jesus entschieden! Er kam an allen Tage und führte mit den Studenten und einem unserer Lehrer gute und lange Gespräche. Am letzten Tag hat er dann sein Leben in Gottes Hand gelegt!

Die Losung am Mittwoch, den 11. Mai: Siehe es kommt die Zeit, spricht Gott der Herr, dass ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des Herrn... (Amos)

Ich bin gewiss, dass auch bei den anderen Gästen der positive Eindruck bleibt: in der Gemeinde in Kesennuma sind Menschen, die sich gegenseitig helfen und füreinander einstehen. Danke für alle Eure Gebete!

Der Herr segne Euch für Eure großzügige Hilfsbereitschaft.
Eure dankbare Monika Bruttel

2 Kommentare:

  1. 10. August notiert :) (ich muss leider jetz schonn mal gestehen, dass ich bis zum 16.08 nnoch meine Hausarbeit fertig stellen muss... -.-)

    Dein Link geht bei mir leider nicht...

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  2. Hast Recht... das ist aber blöd. Der war echt gut der Bericht. Ich versuch nochmal da irgendwie ranzukommen.

    Also am 10. fliege ich hier weg, aber wann ich dann in Bremen ankomme, kannst du dir bestimmt selber ausrechnen, oder? ^^

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