Dienstag, 2. November 2010

Halloween und ich

Was habe ich also an diesem besagten Tag gemacht?

Mit Marlene bin ich diesen Sonntag in eine andere Gemeinde gefahren, weil sie dort eine Predigt gehalten hat. Die Gemeinde dort ist die älteste in dieser Gegend. Gegründet wurde sie 1955 und ist damit schon 55 Jahre alt. Dementsprechend sieht es auch etwas aus, aber der Gemeindesaal ist schön hergerichtet gewesen.

Diese Gemeinde hat leider nur eine Handvoll Mitglieder. Es war also eine kleine Gruppe aus 12 Leuten anwesend - inklusive Marlene und mir. Beim Singen hat man das jedoch nicht gemerkt. Es waren zwei ganz liebe Herren da, die für 10 Leute gesungen haben, so dass es sich anhörte, als ob doppelt so viele Leute im Gemeindesaal gesessen hätten.

Anschließend gab es noch ein gemeinsames Mittagessen, das die Frauen ganz lieb zubereitet haben. Bei so
wenigen Leuten wird dort nach dem Gottesdienst glaube ich immer zusammen gegessen.

Am Nachmittag war ich in der Gemeinde in Inazawa. Dort hat ein Gospelkonzert stattgefunden. Von japanischen Gospelkonzerten habe ich schon einiges im Voraus gehört. Das ist nämlich so eine Sache für sich. Japaner haben Probleme, wenn es um Team-Arbeit geht. Nehmen wir mal Fußball als Beispiel. Dort klappt es nicht ganz so gut, weil die Japaner viel zu viel Respekt vor den Mitspielern haben. Dort spielt die Position, die Stellung in der Gesellschaft, immer noch eine Rolle. Beim Singen ist das dann genauso. Wenn man neben einer Person steht, die höher gestellt ist, als man selber, möchte man ihr Respekt erweisen und singt selber leiser als sie. Passiert das nun in einer großen Gruppe, kann man sich ungefähr ausmalen, wie das Ergebnis aussieht.

Mit diesen Informationen, die ich bekommen hatte, war ich auf alles eingestellt. Sowas wollte ich mir auch nicht entgehen lassen. Ich bin allerdings sehr positiv überrascht worden. Im Gegensatz zu dem koreanischen Konzert in Hashima vor zwei Wochen, war es wirklich ein Gospelkonzert. Es war eine relativ große Gruppe, die sehr energiegeladen war. Sie haben richtig Stimmung gemacht und damit hatte ich nicht gerechnet. Gesanglich war es auch durchaus annehmbar. Zwar war nicht alles immer harmonisch, aber das hat eigentlich nicht gestört. Sie sind ja auch keine Profis.

Zwischendurch hat mal der Kinderchor gesungen. Das hat sich so angehört wie bei jedem anderen Kinderchor; ein bisschen mehr Geschrei und Gebrüll als Gesang.

Die Lieder waren alle auf Englisch. Bei einem oder zwei Liedern gab es einen japanischen Teil, aber immer mit der englischen Übersetzung an der Wand. Ich kann mir vorstellen, dass es keine oder nur wenige Gospellieder auf Japanisch gibt - vielleicht aus dem oben genannten Grund?! Zumindest waren einige bekannte Lieder dabei, bei denen das Publikum dann auch mitsingen durfte =)

Nach dem Konzert habe ich erfahren, dass viele der Sänger überhaupt keine Christen sind. Eigentlich der größte Teil von ihnen. Ein Ehepaar ist wohl durch den Gospelchor zum Christen gekommen und sind nun beide Christen. Es wäre schön zu sehen, wenn durch die Lieder die Leute zu Gott finden würden. Ich habe mich mit einer der Sängerinnen auch darüber unterhalten und sie meinte, dass die Leute schon versuchen, die Texte zu verstehen, aber dann leidet der GEsang darunter, weil sie sich nicht mehr konzentrieren ;-)

Der Tag war noch nicht vorbei. Nach dem Konzert haben wir Sprachlehrer und Marlene uns bei Nico und Eichi Zuhause getroffen. Nico hatte nämlich Geburtstag. Marlene hatte extra deutsche Würste gekauft und Kartoffel- und grünen Salat gemacht - für manche Leute ein richtiges Weihnachtsessen ;-) Zum Nachtisch sollte es Marmorkuchen (den ich mit Marlene am Tag vorher gebacken hatte) und Schokoladenpudding geben.

Wir waren gerade mit der Hauptspeise fertig, als es an der Tür klingelte. Wir bekamen Besuch von 5 Deutschen. Mittlerweilse sind nämlich alle deutschen Kurzzeit- und Langzeitmissionare in Japan angekommen: zwei FSJler, eine Praktikantin und ein frisch verheiratetes Ehepaar. Sie sind alle für das Jugendzentrum HOPE eingeteilt, also keine Sprachlehrer.

Zum Glück haben wir noch japanische Würstchen im Kühlschrank gefunden, die dann gleich verbraten wurden, als es schon wieder geklingelt hat und sich zwei weitere Deutsche zu uns gesellt haben: Ein ehemaliger FSJler (war vor 5 Jahren da) mit seiner Frau. Mit elf Deutschen und einem Japaner haben wir alle zusammen in Nicos Zimmer um einen kleinen Tisch gehockt.

War schon ein seltsames Gefühl auf einmal so viele Deutsche auf einem Haufen zu haben. Es war aber auch schön, mal wieder alles verstehen zu können und trotzdem bleibt es eine komische Situation. Ich merke das auch oft, wenn ich Ausländern auf der Straße begegne. Für mich ist es selber ein komische Anblick und die andere Person denkt wahrscheinlich genauso. Es werden neugierige Blicke ausgetauscht, die aber für beide Beteiligten zur gleichen Zeit unangenehm sind. Man könnte es als "lustig und peinlich zugleich" beschreiben =)

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