Samstag, 13. November 2010

Meine Gemeinde in Akutami

Vorsicht: ein etwas längerer Bericht!


Unsere Gemeinde, wo wir eigentlich jeden Sonntag hingehen, liegt in Akutami, ein Ort nördlich von Ginan. Die Gemeinde wurde vor fast 30 Jahren gegründet (nächstes Jahr scheint es ein Jubiläumsfest zu geben), aber sie ist vor drei Jahren in ein neues Gebäude gezogen. Ein sehr interessantes Gebäude, wenn man das so sagen darf. Warum? Es ist quasi ein Dreieck! Der Grundriss ist ein Dreieck, an dessen Spitze sich die Eingangstür befindet. Nach hinten hin wird das Gebäude dann immer breiter und am Ende folgt eine große Wand. Ich als Mathematikerin muss eigentlich sagen, dass es zwei rechtwinklige Dreiecke sind. Das Erdgeschoss ist nämlich in zwei geteilt. In der linken Hälfte befinden sich die Gemeinderäume (bzw. eher ein Gemeinderaum) und in der rechten Hälfte wohnt der Pastor mit seiner Frau und einem Hund.

Der Gemeindesaal selber nimmt den kompletten zweiten Stock ein. Dort gibt es keine Decke, also sieht man ein mit Holzbalken gebautes Gewölbe. Optisch sieht es eigentlich gar nicht so schlecht aus, wenn da nicht die Wände aus Beton wären. Es gibt einen Mittelgang und rechts und links davon stehen Holzbänke in Reihen, die nach hinten hin immer länger werden – aufgrund der Dreiecksform.

Die Gemeinde hat um die 50 Mitglieder, von denen sonntags etwa 20 – 40 Leute kommen. Der Anteil der Teenies (bis 18 Jahre) ist nicht ganz so groß. Der Anteil der „Jugendlichen“ oder jungen Erwachsenen (20 – 35) ist dagegen schon etwas größer. Alles was drüber liegt, ist glaube ich recht gleichmäßig verteilt.

Wie läuft der Gottesdienst in Akutami nun ab? Er beginnt um Punkt halb zehn und wird mit einem Orgelvorspiel begonnen. Danach wird die Gemeinde mit einem Bibelvers begrüßt. Abwechselnd folgen ein paar Lieder und irgendwelche Sachen, die noch gesagt werden – und die ich leider nicht verstehen kann =) Dann wird noch gebetet und anschließend kommt die Predigt. Marlene ist so lieb und übersetzt uns die Predigt immer. Mittlerweile habe ich auch gelernt, meine deutsche Bibel mitzunehmen  - wenn ich sie nicht gerade vergessen habe –, damit ich den Predigttext vor mir habe und weiß, worum es geht.

Nach der Predigt gibt es immer eine Gebetsgemeinschaft, die jeweils von einer ausgesuchten Person vorne am Mikrofon offiziell eingeleitet wird. Erst jetzt wird die Kollekte eingesammelt. Dazu wird immer ein bestimmtes Lied gesungen. Dann folgt das Segenslied und der Segen, bevor die Orgel den Gottesdienst offiziell beendet.

Schluss ist aber noch nicht. Der Gottesdienst ist zwar vorbei, aber jetzt werden erst einmal noch anstehende Termine besprochen und andere Bekanntmachungen gemacht. Das dauert so zwischen 15-30 Minuten. Diese „Sitzung“ wird auch nochmal mit einem Orgellied abgeschlossen und dann ist alles offiziell vorbei.

An manchen Sonntagen wird unten noch zusammen im Gemeinderaum gegessen, wo sich auch eine Küche befindet. Meistens hat jeder sein eigenes Obentô (Essen für unterwegs) mit, wenn es das Essen nicht von der Gemeinde aus gibt. Jeden dritten Sonntag findet nämlich nach dem Gottesdienst ein „Basar“ statt, zu dem alle etwas zum Verkaufen mitbringen können. Marlene backt zum Beispiel immer „deutsches“ Brot, vom dem die Japaner total begeistert sind.  Für mich heißt es arbeiten, denn es müssen fleißig Waffeln gebacken werden =)

Am ersten Sonntag im Monat haben wir immer Abendmahl. Es unterscheidet sich nicht groß vom Ablauf des Abendmahls in meiner Heimatgemeinde in Bremen. Das Brot wird von vier Leuten (wobei es immer dieselben sind: die Ältesten der Gemeinde) an die anderen verteilt, genauso wie danach der Traubensaft. Der einzige Unterschied besteht darin, dass gewartet wird, bis jeder ein Stück Brot hat, bevor sie es essen. Genauso beim Traubensaft. Es läuft also alles ganz normal ab – auch wenn es in Japan ist.

Marlene war bis vor kurzem noch in einer anderen Gemeinde. Dort waren auch die anderen Kurzzeitmissionare vor uns in den letzten Jahren immer. Die Gemeinde kannte also das Programm der Kurzzeitler und so war es für sie nichts Neues, wenn jedes Jahr neue Ausländer kamen. Die Gemeinde in Akutami kennt es jedoch nicht. Für sie ist die ganze Situation mit den Missionaren noch etwas ungewohnt. Trotzdem sind sie alle aufgeschlossen und finden es aufregend, dass wir da sind. Sie zeigen viel Interesse an uns und auch die deutsche Sprachklasse, die Antonia dort macht, ist mit neun Schülern gut besucht.

Ich fühle mich eigentlich sehr wohl in der Gemeinde. Ich habe natürlich keinen Vergleich zu anderen Gemeinden, da ich bisher immer nur in Akutami war – außer ein einziges Mal. Der Gottesdienst läuft nicht anders oder ungewöhnlicher ab als in Deutschland auch. Leider fehlt es etwas an Power. Die Lieder, die wir singen, klingen für mich eher alt, was die Begleitung der Orgel nicht gerade besser macht. Doch manche Lieder sind auch sehr schön. Ich kann die Texte zwar nicht verstehen, dafür aber kräftig mitsingen. Wir haben sogar einen kleinen Chor, der aus sechs oder sieben Leuten besteht und manchmal singt.

Nach dem Gottesdienst versuchen die Leute dann, sich mit mir zu unterhalten, was aber immer noch sehr schwierig ist, da ich die Sprache noch nicht so beherrsche. Manchmal endet so ein Gespräch in einem lustigen Chaos und manchmal habe ich das Glück, dass Marlene gerade dabei ist und vermittelt =)

Anekdote
Letzten Sonntag war in unserer Gemeinde Hausputz angesagt. Das findet einmal im Jahr statt. Marlene hat schon vorher mit totaler Begeisterung davon erzählt und ich war total gespannt, wie es ablaufen würde.... und es war herrlich mit anzusehen! So ein geordnetes Chaos habe ich selten gesehen. Man kann es eigentlich gar nicht beschreiben. Jeder ist irgendwo was am Saubermachen und alle laufen fröhlich durcheinander, aber trotzdem findet jeder etwas zu tun - auch wenn es darum geht die Stühle von unten sauber zu machen. Viele hatten extra ihre Arbeitsklamotten mitgebracht, hatten eine Schürze um oder haben sich ganz stylisch ein Putzlappen um den Kopf geknotet =)

Bilder
Die Gemeinde von der rechten Seite... man kann das Dreieck erahnen

Die Gemeinde von der anderen Seite

An der Spitze ist der Eingang

Die Rückseite: auch ein Dreieck

Links befindet sich der Garten vom Pastorenhaus

Der Gemeindesaal mit Küche
Der Gemeindesaal

3 Kommentare:

  1. Hallo Tabea,
    kann man in Japan Hunde heiraten und ist euer Pastor mit einem verheiratet? Oder hast du nur das "und" vergessen?
    Danke für dein interessantes Berichten und deine "ersten"Fotos! Ich hätte auch gerne jemanden gesehen, der einen Putzlappen um den Kopf gebunden hat :)! Kannst du vielleicht noch nachliefern. Die Gottesdienste hören sich ja ähnlich an, wie bei uns. Mit dem Unterschied, dass du nicht so viel verstehst. Schön, dass Marlene euch die Predigt übersetzt. Das ist wirklich ganz nett von ihr!
    Hdl und weiterhin viel Spaß Mama

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  2. In Japan kann man sogar Kissen heiraten, auf dem deine Traumfrau (Anime- oder Mangafigur) drauf ist. Wieso sollte man also auch nicht mit einem Hund verheiratet sein können?!
    In diesem Fall habe ich aber das "und" vergessen =)Danke!

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  3. Vielen, vielen Dank, für die ersten Fotos. Das macht es für uns viel einfacher uns vorzustellen, wie du momentan in Japan lebst. Also: ich kann nie genug davon bekommen XD
    Schön, dass es dir in deiner Gemeinde auch gefällt.

    PS: Wie wäre es mit einem bestickten John-Kissen?^^

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